gegen Revistor (306 Ob der Dill)

Der Gerechtete

Thema:
Es geht der Ritter, der Gerechte,
M.it frohem Mute zum Gefechte.

Indes im Inn’ren wär's ihm lieber,
Wär das Gemetzel schon vorüber

Erster Streich

Im schönen Reyche ob der Dill
Saß Hägar einst am Abend.
Die Nacht war mild, die Nacht war still
In jenem Reyche Ob der Dill,
Erquickend und auch labend.
Es saßen sippend dort vereint
Freund Hägar und manch’ andrer Freund.
Dort träumt der Ritter, der Gerechte,
Mit frohem Mute vom Gefechte.
Indes er auch Gedanken hat:
Am besten fänd' so was nicht statt.

Im Saale sitzt ein ganzes Heer
Der edelsten Gestalten.
Es glänzt die Pracht, die Orden schwer
Das wurmt natürlich einen sehr
Der solches nie erhalten.
Man sieht halt die nur, die im Licht.
Und die im Dunkeln sieht man nicht.
Nicht jedem ward's gegeben,
So ist das Leben eben.

Man sieht der Revistor voll Bemühen,
Den Hägar ins Gefecht zu ziehen
Wär’ es ihm auch im Inn’ren lieber,
Ging das Gefecht an ihm vorüber.
Der wackre Hägar muss sich stellen,
Ihm, wie auch andren schweren Fällen.
Wie stets trifft ihn die Zeitung bitter,
Dass irgendwelche bösen Ritter,
Ihm an den Leib, das Leben möchten.
Das freut ihn nicht, ihn, den Gerechten.

Doch, wenn er's nicht verhindern kann,
Steht er im Kampfe seinen Mann
Und führt den Streit mit solchen Lümmeln,
Um sie entsetzlich zu verstümmeln.
Denn nur der Ritter, der Gerechte,
Zieht frohen Mutes zum Gefechte.
Indes, im Inn’ren wär's ihm lieber,
Wär’ das Gemetzel schon vorüber.

Man sieht den schwarzen Recken schmachten
Hin zu der Mutter aller Schlachten.
Auf dass er Hägar, der im Lichte,
Total verdunkle und vernichte.
Ach, dass man solche Ritter ächte!
Und ihren Hang zu dem Gefechte.
Uns allen wär’ es schließlich lieber,
Ging jener Kelch an uns vorüber.

Den Hägar fordern ist nicht schwer,
Mit Hägar fechten aber sehr.
Das weiß so mancher Rittersmann,
Der das nun mal nicht lassen kann.
Schon mancher hat sich da geirrt,
Um hinterher, total verwirrt
Sein Heil in blinder Flucht zu suchen,
Mit lautem Ach und wildem Fluchen.
Es geht Revistor, ihm ist schlecht,
Mit vollen Hosen zum Gefecht.
Im Inn’ren stöhnt der Arme matt:
Ach, fände kein Gemetzel statt!

Ihr Ritter voller Ruhm und Preis,
Lasst es Gewissheit sein:
Geht man mit Hägar auf das Eis,
Dann hilft kein Fuß- kein Angest-Schweiß
Dann bricht man darin ein.
Wo der Gerechte, wie ihr seht,
Leicht auf dem off’nen Wasser geht.

Es stand der Ritter, der Gerechte,
Mit frohem Mute im Gefechte.
Indes im Inn’ren ist's ihm lieber,
Dass das Gemetzel nun vorüber.

Zweiter Streich

Fest steht die Eiche in der Erde
Inmitten einer Rinderherde
Wo in des Baumes Schatten dösen,
Die guten Rinder, wie die bösen.

Nur ab und zu juckt eins das Fell.
Dann naht es sich dem Baume schnell,
Um sich an seinem Stamm zu scheuern.
Das zählt zu jenen Abenteuern,
Die sich ein Rindvieh, dann und wann,
In seinem Leben leisten kann.

Was stört die Eiche jenes Schaben?
Es kratzt sie nicht! Sie steht erhaben
Und spendet weiter ihren Schatten
Zum Wohle jenes Viehs, des matten.

Die Eiche steht, ganz wie ein Held
Schaut majestätisch in die Welt
Und gleicht dem Ritter Hägar sehr,
So ruhig und unbeirrt wie er.

Nutzt ihn das Rind als Scheuerpfahl,
Dann merkt er's meistens nicht einmal.
Sowenig, wie's den Mond erweicht,
Wenn Hundeheulen ihn erreicht.

Soll sich, wer mag, an ihm nur reiben
Und wer es nicht will, lass’ es bleiben!