Die Wollust

Die Wollust bleibet doch der Zucker dieser Zeit.
Was kann uns mehr denn sie den Lebenslauf versüßen?
Sie läßt uns trinkbar Gold durch unsre Kehlen fließen
Und öffnet uns den Schatz beperlter Lieblichkeit.
In rote Rosen kann sie Schnee und Eis verkehren
Und durch das ganze Jahr die Frühlingszeit gewähren.

Es schaut uns Praga doch als rechte Kinder an,
Sie schenkt uns ungepaart den Reichtum ihrer Brüste,
Sie öffnet einen Saal voll zimmetreicher Lüste,
Wo aus des Menschen Wunsch Erfüllung quellen kann.
Sie legt als Mutter uns der Wollust in die Armen
Läßt durch Humor und Kunst den kalten Geist erwarmen.

Nur Spiegel, Cermonial, woll'n oft tyrannisch sein.
Sie zeigen jederzeit ein immer streng Gesichte,
Und machen Ritter-Lust und Freiheit ganz zunichte
Und flößen süßen Most als Wehrmutstropfen ein.
Sie unterstehn sich, uns die Augen zu verbinden
Und allen Mut und Streit aus unsrer Hand zu winden.

Was nutzet endlich uns doch Jugend, Kraft und Mut,
Wenn man des Uhus Welt nicht reichlich kann genießen
Und dessen Zuckerstrom läßt unbeschifft verschießen;
Die Wollust bleibt doch des Schlaraffen höchstes Gut,
Wer hier zu Segel geht, dem wehet das Gelücke
Und ist verschwenderisch mit seinem Liebesblicke.

Wer unsren Uhu nicht für seinen Lehrer hält,
Der hat den Weltgeschmack und allen Witz verloren.
Es hat Schlaraffia ihn als Stiefsohn sich erkoren,
Er muß ein Unmensch sein und Scheusal dieser Welt.
Der meisten Herrscher Tun erregte Zwang und Schmerzen.
Das unsres Thrones nicht. Das kitzle unsre Herzen.

Drum geb' ich den Aha Euch gerne an die Brust.
Fungiert! Fangt an. Dem Reyche seid zur Lust.

(frei nach Christian Hofmann von Hofmannswaldau)