gegen Pigallus zum 1.

Pigallus und Hägars Notvorrat

Thema: Was zuviel ist, ist zuviel

Wer nie sein trocken Brot mit Tränen aß
Wer nie die Nächte, kummervoll und bitter
Im Gyssens Burgverließe schmachtend saß
Kennt nicht die Schändlichkeit gewisser Ritter.
Schnell wird dann Ernst aus dem, was bisher Spiel..
Doch was zu viel ist, Herr Pigallus, ist zuviel.

Wer ist denn immer, vollgefressen,
Und gierig hier am Tisch gesessen
Und hat das Maul nur aufgerissen
Für großen Trunk und mächt’ge Bissen?
Mit einem einz’gen großen Ziel:
Viel.

Entsprechend war es mit ihm auch:
Er hatte Doppelkinn und Bauch
Und matten Blick und trüben Geist.
Er war mit einem Worte feist,
War nicht nur träge, sondern Träger.
Ein Fall war er für Heim und Pfleger.

Dagegen Hägar, schön und gut
Und voll von edlem Kampfesmut
Auf Rostra, Burgfrau, im Gefecht
Was Hägar macht, ist immer recht
Und dazu ist er rank uns schlank.
Sein Geist ist frei, sein Reden frank.
Und Burgfrau Vilma drückt daß Mieder
Ganz schlimm, sieht sie nur Hägar wieder.

Und sieht daneben aber ihren matten
Müden Pigallus-Ehegatten.
(Wenn HägarSchlachten sagte, hatte
Der nur das Bild der Schlachten-Platte.)
Nun, Burgfrau Vilma sah die Beiden
Und wollte es nicht länger leiden.
Pigallus, sprach sie (mit Gefühl)
Schau, was zuviel ist, ist zuviel,
Versprich mir, daß du nichts mehr frißt
Bis daß du schlank wie Hägar bist.

Ach, er versprach’s. Und ab sofort
War ihm sein Leben nur noch Tort.
Zu Hause gab es praktisch nix.
Und auch des Gyssen-Reyches Styx
Bringt ihm, egal was seine Wahl
Nur H 2O – wie sie‘s befahl.

Was bei Pigallus dazu führte,
Daß er nach was zu essen gierte.
In unsres Reyches Mülles Tonnen
Sah man ihn wühlen, voller Wonnen.
Am Thron sucht er nach Leckerbissen
(Er müßte, daß dort nichts ist, wissen).
Der Junkertafel frohe Runde
Treibt ihm das Wasser in dem Munde.
Ja, selbst des Reyches Burgverlies
Das schmutzig feucht und ziemlich fies,
Durchwühlt er eifrig und besessen:
Pigallus sucht halt was zum Fressen.

Dort hatte Hägar, wohlbedacht
Etwas als Vorrat hingebracht.
Weil ihn die armen Brüder dauern
Die in des Kerkers festen Mauern
Oft ohne Schuld, lang schmachten müssen
Im Kerker Derer zu den Gyssen.
Und lindern will er ihre Not
Mit einem kleinen Vorrat Brot.

Pigallus fand, was Hägar dort,
Versteckt an einem sichren Ort
Fraß es sofort und auf der Stelle
In sich hinein – nur schnelle, schnelle.

Doch, was ihm als Gewissens-Rest
Verblieben ist, das zwickt und streßt
Ihn bald: Er nahm das Brot
Für arme Brüder, die in Not.

Doch zähmt er den Gewissenswurm
Indem er spricht: Dort in dem Turm,
Im Kerker, hat der Hägar nur
Auf eine ziemlich krumme Tour
Für sich ein Festmahl deponiert
Falls ihm mal ein Malheur passiert
Und er des Kerkers Opfer wird,
Weil Gyssens Thron mal wieder irrt.

Als Hägar aber dieses sah
Da ging es ihm gewaltig nah.
Denn er hat, erstens, nicht gespart
Und jene Schätze aufbewahrt,
Damit ihm einer, wie Pigallis,
Den Vorrat plündert, bis er all‘ is.

Zum zweiten hat er, weil asketisch,
Das Essen sowiso nicht nötig.
Und drittens war er niemals noch
Selbst in dem finstren Kerkerloch.
Er wüßte nicht, was tun man möchte
Damit man dort hinein ihn bröchte.

Woraus man folglich leicht ermißt;
Wie schändlich der Pigallus ist:
Erst raubt er Hägars Vorrat nächtens
Behauptend dann, es wäre rechtens.

Drum traf der Fehdehandschuh auch
Pigallus gut gefüllten Bauch.
(sticht zu)
Und gleich hat dieser Bauch ein Loch!
Dann kann er fressen, noch und noch
Und bleibt doch schlanker noch als schlank.

Dafür, Burgfrau Vilma, begehr ich nicht Dank!
Und Pigallus ist endlich - endlich! - am Ziel:
Denn was da zuviel war, war einfach zu viel.