gegen Pigallus zum 2.

Streit um die Wappen

Erster Streich

Wer nur dem niedren Trieb gelebt
Und nie nach höherem gestrebt;
Wie nie sein Brot mit Tränen aß
Und nie die kummervollen Nächte
An seiner Werkbank weinend saß,
Der kennt euch nicht, euch hohen Anspruchs Mächte.

Wer nie mit Qualität geklotzt,
Sein Wappen einfach hingerotzt
Es aus ‘nem bunten Bilderbogen
Geschnitten nur und aufgezogen
Hauptsächlich dabei aufzureiben
Um sein Pigallus draufzuschreiben;
Der tut vor Neid zusammenklappen
Bei einem wirklich schönen Wappen.

Und Hägars Wappen, wie ihr seht
Ist allererste Qualität.
Ob Material, Motiv, ob Farben
Die Sinne Brauchen nirgends darben.
Die blaue Blume – Hägars Stolz
Ist aus dem besten Edelholz.
Der Falter, jene Augenweide
Schuf man aus reiner Chinaseide.
Das Nudelholz in seiner Pracht
Ist Helgas eignem nachgemacht
Mit dem sie Hägar stets freitäglich
Empfängt – mehr oder wen‘ger pfleglich.

Ja, Hägar hätt‘ – ihr könnts verstehn
Viel lieber dort ein Schwert gesehn.
Allein – er hat’s nicht in der Hand
Weil Helga auf dem Standpunkt stand.
Wenn sie das Wappen her ihm stellt
Dann kommt darauf, was ihr gefällt.
Nicht seine Waffen, nein, die ihren
Die sollen Hägars Wappen zieren.
Und Hägar beugt sich, ganz betrüblich:
Er kann’s nicht selbst - was bleibt ihm übrig.

Dazu beherrscht der Uhu-Sohns
Die Gabe der Delegation.
Will sich für ihn die Burgfrau placken
Warum soll er dann selbst anpacken.?
Dann wäre er im Kopf ja öde
Und wie Pigallus – einfach blöde.

Wer „ alles-selber-machen“ wählt
Der hat sein Rittertum verfehlt.
Was eine Burgfrau will und kann
Das trage man ihr ruhig an.
Und Hägars Burgfrau kann fast hexen
Kann Wappen malen, Texte fexen
Lang macht sie Hägars Verse schon
Die stets begeistern Reych und Thron.

Was soll den Hägar, sagt Schlaraffen
Da überhaupt noch selber schaffen?
Da macht der gute Rittesmann
Das, was er halt am besten kann
Und legt sich auf die Bärenhaut
Selbst wenn Pigallus neidisch schaut.

Pigallus Burgfrau andrerseits
Hat ihren durchaus eignen Reiz
An den man Ritter Piga-lus(um einen Reim zu wählen, wie er ihn gerne benutzt: )
Gelegentlich erinnern muß.
So kocht sie einfach wundervoll
Was es auch sei – stets schmeckt es toll
So daß selbst Hägar – mehr Asket -
Ihr selten widerstehen tät.

Pigallus beherrscht eins indessen
Und das ist: FRESSEN FRESSEN FRESSEN.
So daß er und die Burgfrau nun
Sich wundervoll ergänzen tun.

Sie kocht – er sitzt und mamft und frißt
Wie ihr, die schon dort wart, wißt.
Er würgt es runter, schnell und wild
Hinab zum Bauch. Und dieser schwillt
Bei so viel guter Essens-Pampe
Zu einer veritablen Wampe.

Ja, dieser Gegensatz macht Schmerz
Und Neid greift nach Pigallus Herz.
Es kriegt aus Helgas Wundertüte
Hägar nicht Verse voller Güte
Nur. Nein, auch ein Wappen voller Kunst
Schenkt ihm dazu der Burgfrau Gunst.

Pigallus hat vom Eheleben
Den Bauch nur – und das macht es eben
Daß er voll Wut, des Streites lüstern
Hier steht mit wild geblähten Nüstern.
Nun gut – er mag sich mit mir schlagen
Ich will deshalb nicht weiter klagen
Falls Hägar dann am Boden liegt
Von Walters Wut-Gewicht besiegr
Dann bleibt ihm trotzdem, weiter auch
Nicht mehr als nur sein schöner Bauch
In den ich gleich jetzt heftig steche
Auf daß er Ruhe gibt – der Freche.

Zweiter Streich

Bei Gyssens wackren Rittersleut gibt’s manchmal großen Streit.
Wenn einer sich beleidigt fühlt, ist er zum Kampf bereit.
Dann eilt der Burgvoigt rasch herbei, den Handschuh vor dem Schoß
Und sagt bedauernd: Ei, ei, ei! Was hat Pigallus bloß.
Er spricht: Laß sie nur raus, die Wut,
Das tut der wunden Seele gut:
Heile, heile Gänschen, wird schon wieder gut!
Die Katze hat ein Schwänzchen. Wird schon wieder gut.
Heile, heile Mausespeck. In hundert Jahr ist alles weg.

Dann tobt der Kampf. Pigallus kriegt ganz schrecklich auf die Nuß.
Weil immer, wer nicht hören will, am Ende fühlen muß.
Ist das Gemetzel dann vorbei – schwimmt er im eignen Blut
Eilt Burgfrau Vilma rasch herbei. Und schon wird alles gut.
Bewegt sie ihn ans Herze zieht
Und singet ihm zum Trost Lied:
Heile, heile Gänschen, wird schon wieder gut!
Die Katze hat ein Schwänzchen. Wird schon wieder gut.
Heile, heile Mausespeck. In hundert Jahr ist alles weg.

Das Leben ist kein Tanzlokal, das Leben ist seht ernst.
Es bringt dir manchen Schmerz und Qual, wenn du’s nicht richtig lernst.
Drum meide stets mit Hägar Streit, sonst wärest du ein Tor.
Und sagt er was, das dir nicht paßt – dann trag es mit Humor!
Drum, denk dein ganzes Leben lang
Ans Lied, das er dir heute sang:.
Heile, heile Gänschen, wird schon wieder gut!
Die Katze hat ein Schwänzchen. Wird schon wieder gut.
Heile, heile Mausespeck. In hundert Jahr ist alles weg.