gegen Zyklops (323 An der Sieg) zum 3.

Die versprochene Jungfrau

Thema: Wer sinnlos Jungfrauen verspricht
Gefährdet stets sein Lebenslicht.
Vielleicht hätt' er es noch gekonnt,
Wär' sie nicht ausgerechnet blond

Erster Hieb

Ein Mann wie Hägar kennt die Rache nicht,
Denn er ward mit den Jahren mild und weise.
(Man munkelt schon, 's wär 'ne Versöhnungs-Meise).
Und seine Waffe ist das Friedenslicht.
Tut man ihm Leids, ist er zwar sehr betrübt,
Doch ist man gut und edel! Und vergibt.

Vergeben können ist ein gut's Gefühl!
Wenn man nicht gleich, ob jeden bösen Wortes,
Des Dolchs im Rücken oder andren Tortes,
Vergeltung sucht in blut'gem Streitgewühl.
Welch nobler Sinn, wenn man den Buben liebt
Der dazu wahrlich wenig Anlass gibt.

Und Hägar wird an solchen Wicht nicht rühren.
Ihn sich nicht packen und in Stücke hacken
Die armen Reste schließlich einzusacken,
Um sie dem Sondermülle zuzuführen.
Das liegt ihm fern! Sein Streben ist stattdessen
Verstehen - wie vergeben und vergessen.

Drum schweig' ich hier von jenem schlimmen Torte,
Den mir der Ritter Zyklops angetan.
Berichte nicht, was sich an diesem Orte
Gleich hinter Siegens gastlich-trauter Pforte
An böser Tat und Rede brach sich Bahn.
Von Zyklops red' ich hier als Freund und Mann!
Wie's drinnen aussieht, das geht keinen an….

Was in der letzten Wint'rung mir passierte
Das decke gnädiges Vergessen zu.
Ich lag, was wohl von Ohos Tücke rührte,
Der mir im Schnee die Knochen maltraitierte
Auf meinem Lotterbett und suchte Ruh.
Als euer Zyklops mich besuchen kam.
Warum? Fragt nicht. Ihr wär't ihm sonst nur gram.

Ach, meine Brust auf ewig in sich schließe,
Wie er mich listenreich verführen sollte.
Komm doch nach Siegen, sprach er, voller Süße.
Ich bräucht' dabei gewiss nicht meine Füße
Dort stünd', auf dass sie fröhlich mich begrüße,
Die Jungfrau blond – die er mir gern dann ließe.
Ihr wundert euch, dass ich da kommen wollte?
So brach ich, trotz gebrochner Gräten auf.
Das Schicksal aber nahm nun seinen Lauf.

Warum er's tat? Darüber will ich schweigen.
Erraten aber kann ich's allemal.
Er möchte' sich mal mit Hägars Glanze zeigen,
Als Mann, dem solches Helden Freundschaft eigen -
Betreibend seine Kantzler-Wiederwahl.
So lockt er grundlos mich nach Siegen rüber.
Wie ich das find? Nun, das verschluck' ich lieber.

Berichten mag ich nicht von jenem Grauen,
Das ich empfand, als ich die Burg betrat.
's war weder blond noch Jungfrau da zu schauen,
Nur Recken dort, die trinken oder kauen.
Die Überraschung aber jählings naht:
Statt dass die Jungfrau blond mich herzend küsste,
Kam old Satch-Moll an, der mich freundlich grüsste.

Nun ist Satch-Moll, als Freund und als Kollege
Ja weder blond, noch jung, noch tausendschön
Obwohl – wenn ich's mir richtig überlege,
Und seines gegen Zyklops' Aussehn wäge -
Mag seine ritterliche Schönheit ja noch gehn.
Doch, wer in ihm die Jungfrau noch vermutet,
Trifft Satch-Molls Schwert, wenn er sich fort nicht sputet.

Muss ich beschreiben, was ich da durchlebte?
Es wäre Wut und Schrecken, bleich und matt!
Es wäre, als ob Berg und Burg erbebte,
Als da gebrochnes Wort im Raume schwebte
Und mich der Glaube jäh verlassen hat.
Viel lieber schweig' ich, als euch so zu schrecken.
Bräch's doch die Herzen vieler guter Recken.

Im Maul verfaule eher mir die Zunge,
Als dass ich vor euch sprech' von meiner Wut.
Zyklops versprach mir eine blonde Junge!
Nur deshalb ritt ich her, mit frohem Schwunge,
War's für die morschen Knochen auch nicht gut.
Am liebsten hätt' die Burg ich eingerissen.
Gut, dass das Siegens Sassen nie erfahren müssen.

Kein Wort davon, was ich mit Zyklops täte,
Wenn er mir endlich in die Finger käme:
Bräch' ihm genussvoll jede einz'lne Gräte,
Auch wenn er auf den Knie'n um Gnade bäte.
's wär mir egal, ich zeigte ihm nur Häme.
Und weidet mich an seinen feigen Klagen.
Doch will ich hier davon gewiss nichts sagen.

Nein, meinen Groll, den will ich gut verstecken.
Er würd' zu meinem Großmut auch nicht passen!
Doch treff' ich nach der Sippung auf den Recken,
In irgendwelchen fernen, finst'ren Ecken,
Dann wird' ich ihn genussvoll büßen lassen.
War er gemein, bin ich dann noch gemeiner!
Doch das erfährt heut' ganz gewisslich keiner.

Das, was ihr hören sollt, ist kurz gesagt:
Warum muss Hägar sich mit Streit befassen?
Nur weil es Zyklops wieder mal gewagt
Und seine Bosheit, Uhu sei's geklagt,
An einem edlen Recken ausgelassen.
Ich seh's ihm nach. Ich mag halt kein Duell.
(Zumindest sag ich das hier offiziell.)

Drum, Zyklops, lass das Kriegsbeil uns begraben
Und diesen bösen Streit vergessen lassen!
Und wenn wir zwei jetzt wieder Frieden haben
Dann geh'n wir nach der Sippung einen laben,
Und bummeln durch des Städtchens dunkle Gassen.
Dort, wo es einsam ist, und alle Wesen flieh'n –
Dorthin, mein Zyklops, will ich mit dir zieh'n.

Die Christzeit naht. Es liegt die Welt in Frieden.
Schneeflöckchen dämpfen sachte jeden Hieb.
Der Schnee deckt weich den Lärm und Streit hernieden,
Auch Zyklops sei nun sanfte Ruh beschieden.
Ich glaub', ich habe ihn jetzt wieder lieb.
Mir scheint er gar – das hör' der ganze Sprengel! –
Als Engel. – Ja, für mich ist er bald Engel. {mospagebreak title=Zweiter Hieb}

Zweiter Hieb

Ein Kampf von Hägar ist zumeist ein Reißer.
Selbst gegen einen solchen armen - Schlaraffen
Zwar wird Freund Zyklops hier nichts großes schaffen
Doch zeigt er sich als tapf'rer Wadenbeißer.

Der Ritter Hägar kämpft Schwung und Pepp.
Zyklops dagegen wie ein alter - Duellant,
Mit rost'gem Schwert und schwacher Hand;
Die Orden Blech und seine Titul Nepp.

Hägars Gedichte sind wie Morgenrot.
Fext Zyklops, merkt man, er ist ein - Idealist
Der vom Talent kaum gut für Prosa ist.
Er hat beim Reden ja schon seine Not.

In dem Duell scheint Hägar manchmal barsch.
Zyklops jedoch ist, wie er ist: ein - Arbeitsmann
Der außer fechten wirklich manches kann.
Und Hägar bläst ihm fröhlich gleich den Marsch.

Im Schwertkampf ist der Hägar ein ganz Fixer.
Auch hier zeigt Zyklops was er ist: ein - Witzbold
Der fängt mehr Hiebe, als er doch gewollt,
Und sieht dann aus, als käm' er aus dem Mixer.

Des Zyklops Wunden deckt man mit viel Mull.
Man wusste schließlich, er ist 'ne – Nummer
Und macht dem Hägar leider öfters Kummer
Doch ist sein Ärger runter jetzt auf Null.

Bei Arbeitschluss ist man oft am Verdürst'chen
Das gilt auch nach dem Kampf mit diesem – Wunderkind.
Bedenken wir, dass wir Schlaraffen sind
Und sind uns wieder gut bei Quell und Würstchen.