Frühlingserwachen

zur Burgfrauensippung

Man geht zur Sippung, und es ist noch hell.
Da ahnt man schon des Schicksals schweres Walten:
Der Wint'rung Schluss naht unaufhaltsam schnell
Und bald muss man die Nächte wieder selbst gestalten.
So mancher alte Recke seufzt: Ach ja,
Der Lenz ist nah.

Das Gänseblümchen an der Pforte wächst und blüht.
Die Wärme macht, dass vieler Fürsten Reißen schwindet.
Und Ahnung zieht durch das schlaraffische Gemüt,
Dass man jetzt bald auch andres Schönes findet.
Zumindest war doch früher mal was da.
Lang ist es her. Trotzdem: der Lenz ist da.

Doch wenigstens steh'n noch der Burgen Türme
Und künden aller Welt von unsrem Spiel.
Umtobt statt Winters- jetzt von Frühlingsstürmen,
Denn Sturm gibt’s auch im Frühling ziemlich viel.
Ob im Gefühl, ob in der Atmosphäre:
Der Frühling naht, der Lenz gibt uns die Ehre.

Bald zählt die Burgfrau wieder und die Zweisamkeit:
Im nächsten Halbjahr gilt mehr Sein als Schein.
Man hat's so stressig in der Sommerzeit
Und stellt sich jetzt schon langsam darauf ein.
Stimmt mühsam an ein fröhliches Trara,
Und deshalb sind die Burgfrau'n heute da.

Nicht nur die Girls - nein, euer Truchseß auch,
Der steht euch bei in dieser schweren Stunde.
Er hängt euch jetzt den Aha vor euren Bauch
Und gibt dem Reych von der Erhöhung Kunde.
Beginnt, fungiert! Erleuchtet seid ihr nun.
Hier, nehmt ihn hin, des Gyssen-Reychs Aha.
Doch denkt bei allem euren heut'gen Tun:
Bald ist’s vorbei. Das macht, der Lenz ist da.