gegen Teredo (306 Ob der Dill)

Mein Freund Teredo

Auch wenn es heute anders scheint:
Teredo ist mein guter Freund.
Will euch das nicht verhehlen.
Ob Ambt, Interessen, was sonst gar,
Wir harmonieren wunderbar,
Im Gleichklang unsrer Seelen.

Ist er sonst nirgendwo beliebt.
Ich freue mich, dass es ihn gibt
Und laß ihn nicht beleid'gen!
Denn was kann so ein armer Wicht
Für den Charakter und Gesicht?
Gilt's, werd ich ihn verteid'gen.

So hat mein Weib mich oft geschennt,
Wie ich die Zeit verbringen könnt,
Mit einem, der so hässlich.
So abgerissen und zerzaust,
Dass es dem ärgsten Feinde graust.
Sie findet ihn ganz grässlich.

Er ist, wehr' ich das ab, ein Klotz,
Vom Typ her Ritter Hotzenplotz,
Mag auch sein Äußres schrecken:
Er scheint nur schmuzig, grob und doof.
In Wahrheit mag ein Philosph,
Sich in dem Kerl verstecken.

Ach, hör ich da, der ist auch blöd
Ein Schwachkopf, wo er steht und geht
Ein schrecklicher Banause.
Macht er den Mund auf, quillt der Müll
Und leider ist er selten still.
Bring den nie mit nach Hause!

Geb zu, und dieses fällt mir schwer:
Viel macht sein Intellekt nicht her,
's ist wahr. Es geht kaum schlimmer.
Wenn dümmlich Zeug er stammeln tut
Dann bleibe ich ihm trotzdem gut,
Denn er bemüht sich immer.

Bemühen? schallt's unfreundlich nun,
Heißt doch: vergeblich ist sein Tun
Weil er dazu zu dämlich.
Er ist, erwider ich, beschränkt;
Doch Pflichterfüllung ihn meist lenkt,
Das mag ich an ihm nämlich!

Die Pflicht ist Würde ihm und Zier.
Muss nicht, wie viele Recken hier
In Eitelkeit sich kleiden
Und trägt Ornat und Ambtes Tracht
Nur weil's vom Job her angesacht
Und sonst bleibt er bescheiden.

Da murrt die Junkertafel sehr:
Sein Protzen macht das Leben schwer,
Wir leiden bei ihm Qualen.
Führt's Ambt allein zum Eigennutz
Und er braucht Robe, Titel, Putz
Und presst uns, zu bezahlen.

Den Einwand weis' ich zornig fort.
Ich weiß, er führt sich hier und dort
Auf wie die Sau am Troge.
Doch trotz nur schwacher Geisteskraft
Ist er mit großer Leidenschaft
Lehrer und Pädagoge.

Dem Einwand: ein sehr großes Licht
Sei der als Pädagoge nicht -
Verzogen und verhätschelt
Sei alle Jugend Ob der Dill,
Weil sie das tun darf, was sie will,
Und weil er sie nur tätschelt.

Begegne ich: Seht, dass der Mann
Die Güte niemals lassen kann,
Verkommt auch so sein Laden.
Bemüht, doch pädagogisch Null,
Packt er die Jugend ein in Mull,
Statt sie in Stahl zu baden.

Und er kriegt Früchtchen wie Planteur,
'geßlich, Venator und was mehr -
Hier gibt es nur dergleichen.
Was kann da so ein Opa-Typ,
Bedeppert, zahnlos, alt und lieb,
Bei denen schon erreichen?

Doch kommt ein Jünger in die Not
Wie kürzlich, als Planteur sah rot,
Meint er ihn schützen müssen.
Bestellt den Handschuh tapfer, schnell
Erkennt zu spät, er hat Duell
Mit Hägar von den Gyssen.

Egal. Ich find' ihn wunderbar:
Denn bei Gefahr für seine Schar
Wird er sofort zum Tiger.
Und denkt nicht, wenn das Schwert er hebt;
Ist Rittersmann, ist schlicht gewebt.
Er ist zuvörderst Krieger.

Was lacht ihr Recken da so sehr?
Teredo Krieger! Wie ich hör',
Findt' ihr das zum Ergötzen!
Zu alt und schwach das Schwert zu führ'n?
Ich geb euch recht, das ist zu spür'n.
Von Kampf kann der nur schwätzen.

Sein es, wie's sei. Heg keinen Groll!
Drum bin zu ihm rücksichtsvoll
Und führ' ein Scheingefechte.
Grad so, dass sein Gesicht er wahrt
Und nicht euch Andern offenbart
Wie seine Angst ihn schwächte.

Teredo, wenn die Welt dich schmäht,
Du nicht mehr weißt, wie's weiter geht -
Naht Hoffnung und Geleite.
Es steht in Feuer, Not und Schlacht
Und wenn du Angst hast in der Nacht
Dein Hägar dir zur Seite