Hägar gegen Thaler
Thaler:
Ach was waren das noch Zeiten,
als am Tore ganz bescheiden,
junges Knäblein fein und zart,
artig, brav um Einlass bat.
Ach was waren das noch Zeiten,
als am Tische dort wir beiden,
hier im trauten Nachwuchshort,
folgten Mon Cherie aufs Wort.
Hägar:
Ja, das waren schöne Zeiten,
Als am Tische dort wir beiden
Lebten noch in Einigkeit,
Machten alles nur zu zweit:
Böse Streiche auszuhecken,
Meisters Knute zu verstecken,
Verse schmieden, wie wir möchten:
Ich die schönen, er die schlechten.
Thaler:
Ach was änderten sich die Zeiten,
viele mussten drunter leiden,
aus dem Knäblein fein und zart
wurd' ein Unhold, knüppelhart.
Ach was änderten sich die Zeiten,
selbst Frau Wirtins Oberweiten,
und was da auchsonst noch dran
den Kerl nicht mehr zähmen kann.
Hägar:
Stille Wasser gründen immer
Sunders tief, man weiß das ja.
Junker Manfred war ein schlimmer -
Nur, dass man das nicht gleich sah.
Riss den Fliegen aus die Beine
Zog die Katze an dem Schwanz.
Schaut treuherzig, dass man meinte
Manfred sei die Unschuld ganz.
Thaler:
Ach was wurden das schlimme Zeiten,
wenn in Uhuversums Weiten,
wieder mal der Ruf erschallt:
Hägar kam, es hat geknallt.
Ach was war’n das schlimme Zeiten,
Gyssen Sassen wollt man meiden.,
Sah einer schon ne Rüstung gelb-blau,
dacht’ jeder an Hägar und ihm wurd’s flau
Hägar:
Manfred schnitt, wenn er sich traute
Freche Mien' zu Mon Cherie,
Wenn der Meister grad nicht schaute.
Und der Gute schaute nie.
"Manfred", sprach er zum Exempel
"Wird ein braver Rittersmann.
Darauf geb ich Brief und Stempel."
Ach, wie man sich irren kann!
Thaler:
Ach was kamen trübe Zeiten,
sah man Hägar hier einreiten:
Stets von Lethe, Quell umnebelt,
hat er Jeden anpöbelt.
Doch zum Glück vergehen Zeiten,
Einer geht dann in die Breiten.
Hägar wird vom ewigen Raufen,
Liebesspiel und Dauersaufen,
müde, träge, einfach schlapp,
kurz gesagt: der Lack geht ab.
Hägar:
Üble Nachred er beherrschte
Hägar traf's und Jedermann'.
Und dass er dies nie verlernte
Zeigt er heute trefflich an.
Immer war er schon ein Blender
Nett und scheinbar guten Muts.
Innerlich jedoch ein Schänder
Alles Schönen, Wahren, Gut's.
Thaler:
Und so steht er hier im Saale,
aufgeplustert wie ein Pfau.
Will wie schon viele male.
Zelebriern des Hägars Schau.
Lässt sich forsch den Handschuh kommen,
angewärmt musst der auch sein.
Wird jäh friedlich und besonnen,
Zieht den Schwanz - so sag ich! ein.
Steht ohn' Mut, es ist ein Grausen,
Und hat - seht nur! - Muffensausen.
Hägar:
Wisst ihr noch, wie er sich führte
Als Marschall, vor'mTamtam-Schlag?
Lange Red' da zelebrierte
Zu des Reyches arger Plag
Wer, der ihn in Schranken wiese?
Ihm dazu den Handschuh beut'
Dass er solches fortan ließe
Nicht mehr lästig sei den Leut'!
War's nicht Hägar, der dem Frechen,
Damals schon die Grenzen zeigt?
Tat den Übermut ihm brechen,
Dass er seitdem immer schweigt.
Thaler:
Bis er sich dann aufgerappelt,
Ungetüm vergangner Tage,
Held und Koloss einst zugleich,
Albtraum stets für jedes Reich.
Stammelt mühsam seine Klage,
dass Thaler ihn nur verappelt.
Muffensausen sagt er, kannt’ er nie.
Sei ein Rammbock stets gewesen,
immer hart und gnadenlos.
Gäb’ mir heute gern den Todesstoß,
wenn er richtig nur genesen
und nicht zitterten die Knie.
Hägar:
Ach, wie alle Mühen trogen
Bei dem Kerl, der lernt das nicht.
Die Erleuchtung - rasch verflogen.
Blöd beliebt blöd. Und Wicht bleibt Wicht.
Dass den Handschuh schauen täte
Ich, ob da er und ob gut
Prüfen muss man die Geräte
Wenn der Thron das schon nicht tut.
"Feige" hört' den Thron ich sagen
Nur, weil ich nicht werfen kunnt' -
Soll ich einen Freund erschlagen
Ohne wirklich ernster Grund?
Mir wird solches nie geschehen.
Streit zum Scherz macht keinen Sinn.
"Hägar" soll als Name stehen
Für den Frieden stets schlechthin.
Thaler:
Ach was waren das noch Zeiten:
Hägar noch nicht ungenormt,
wohl erzogen und geformt,
Hilfreich stets und meist bescheiden.
Gerne denk' ich jener Zeiten.
War er auch nie sehr galant,
Strafe will ich trotzdem meiden
Reich’ ihm ritterlich die Hand.
Hägar:
Andre Zeiten sind gekommen.
Thaler sitzt auf hohem Thron
Bringt er Nutzen dort undFrommen?
Ja, das hat das Reych davon.
Früher saßen wir zusammen
Auf den Knien von Mon Cherie.
Und der Gute sprach: "Ihr Strammen
Junge Knappen, streitet nie!"
Und so will ich Thaler sagen:
Dieser Streit, er sei egal.
Hier die Hand. Lass uns vertragen!
('s kommt gewiss ein nächstes Mal.)

