gegen Thaler 3

Thema :
Von einem wird es präsentiert, der andere ist dann angeschmiert!

THALER

Schlimm ist's, wenn man im Herbst des Lebens,
wenn man sich setzen sollt zur Ruh
,sollt einig sein mit sich, mit seinem Leben , mit Uhu.
Schlimm ist's, wenn man dann stets vergebens,
der Jugend nachrennt so mein Freund, wie du.

Schlimm ist's wenn einer, der einst als Held gefeiert,
so kann man es in alten Schriften lesen.
Der als Galan Frau Wirtins Buhl gewesen,
der heute nur noch traurig dahin eiert
und glaubt, dass Quell und Lethe ihn genesen.

Schlimm ist's, wenn einer sich hier brüstet,
er könnt genauso wie der Joopi sein,
mit Hundertacht auf einem Bein,
alle besiegen, so wie's ihm gelüstet.
Freunde, dazu fällt mir nichts mehr ein.

HÄGAR

Ihm fällt nichts ein! So war das ja schon immer.
Da sitzt er nun, von nichts hat er den Schimmer
Und schnarcht zufrieden in der Fürstengruft
Umwölkt von dieses Tischs Altmännerduft.

Die Welt versunken. Thron und Ambt vergessen.
Heut intressiert ihn nur: gibt’s bald zu essen
Er weiß nicht mehr, ach, er ist alt und dumm:
Der Aha kommt auf einem Präsentabilum!

Mit seinem Stumpfsinn, seiner blöden Minen
Kann er der Jugend kaum als Beispiel dienen.
Weshalb auch Hägar, da sei er gewiss
Idol und Vorbild Gyssens Jugend iss.

Denn der kennt Spiegel, kennt auch Cermonial
Kennt auch die Truchseßschule allemal
Fragt man, da sagt er die Begriffe schon
Die Thalers leerem Kopf schon lang entflohn.

Weshalb es rectus (das heißt richtig) est,
Dass er sich heute schlachten lässt.

THALER:

Lieber Freund, bekannt ist Eure Gier nach Quell und Euer
Durst. Aber so was wie Euch machen wir bei uns unter die Wurst!

Doch neulich zog heran die Mitternachtsstund,
in der Hessenburg sippte froh die Rund.
Nur hinten, abgeschirmt am Rande,
lärmtet Ihr mit Eurer Rasselbande.

Dort hinten an der Junkertafel,
da tönt Ihr, wie stets mit viel Geschwafel,
esn gäb ein „Präsentabilum“ im Reych des Uhu
und Eure Knappen und Junker müssen nicken dazu.

HÄGAR:

Hägar saß dort und lehrte die Jugend
Vor allen Dingen Kampfkraft und Tugend.
Erklärt leise die Sippung und sagt auch dabei
Wer gut und wer schlecht hier als Beispiel sei.

Da gibt es große und schöne Recken
Und kleine, die sich ganz gerne verstecken
Von Thaler, zum Beispiel, den Kopfsieht man nur
Beim Aufstehn, knapp ragt am Tische hervur.

THALER:

Ihr sollt ein Vorbild sein für die Kleinen,
doch was wir da sehen, das ist zum weinen,
Quell und Lethe fliessen in Strömen,
darob müsstet Ihr Euch tief sich schämen.

HÄGAR:

Kann nichts. Trinkt nichts. Dafür spritz er Neid!
Und gönnt auch den anderen keine Freud.
Weil er nur lauwarmes Wasser verträgt
Hätt' er's gern allen hier auferlegt.

THALER:

Aber Lethe umnebelt liegt Scham Euch fern.
Ihr fühlt sich als Größter, als leuchtender Stern.
Glaubt niemand kann Euch das Wasser reichen
und tönt lauthals, dass Ihr einfach ohne gleichen.

HÄGAR:

Man sagt, Thaler habe so einen Komplex:
Er sei minderwertig, als Mann Hopp und Ex.
Er besucht viele Ärzte - doch irgendwann hehrt ich:
Es sei kein Komplex. Er ist minderwertig !

THALER:

Als sein Blick nicht minder von Alkoholnebel getrübt,
plötzlich gegenüber den Thaler sieht.
Diesen Thaler, den jeder friedlich und strahlend kennt,
weshalb man ihn auch den Blitzblanken nennt.

HÄGAR: Der verwechselt da was: Blitzblank heißt doch hier:
Kein Geld in der Tasche. Für Weiber und Bier
Unterschlägt er's! Der Schatzmeister! Hab ich gelacht!
Da hat man den Bock zum Gärtner gemacht.

THALER:

Thaler, das Wort allein macht ihm schon Pein,
er möchte nur einmal wie Thaler so sein.
Da er dies bisher aber noch nie hat geschafft,
denkt sein berauschtes Kleinhirn er habe die Kraft,
diesen Thaler, von Frauen geliebt, von allen verehrt,
hier zu besiegen, schaut hin, mit seinem hölzernen Schwert.
Hat er früher auch manchmal gewonnen,
weiß jeder inzwischen, dass seine Kraft zerronnen.

HÄGAR:

Die Kraft versiegt? was wär dabei?
Kommt's von Wein und Krieg und Hurerei.
In Aktenstaub hab ich nie gesessen
Der Thaler sein Leben lang nur gefressen.

THALER:

Hägar ach Hägar, ich sag es kurz und knapp,
Eure Zeit ist um, der Bart ist ab.
Und schaut Ihr auch wieder mal stumpfsinnig und trüb,
trotzdem mein Freund, hier nun mein Hieb.

HÄGAR:

Mein Bart ist ab. ja, das ist wahr
Und das seit über zwanzig Jahr.
Dass Thaler das erst jetzt bemerkt.
Zeigt nur, wie sehr sein Geist verzwergt.

Als Truchseß hab ich lange Jahr
Den Thron geschmückt - 's war wunderbar -
Und ihm Erleuchtung, Glanz und Macht
An jedem Sippungstag gebracht.

Auch der saß Teile seines Lebens
Am Thron. Doch war all Mühe vergebens
Bei Thaler - und das ist betrüblich-
Ist von Erleuchtung heut nichts übrich.

Da steht er jetzt. Ist stumpf und dumm.
Weiß nichts vom Präsentabilum.
Weiß nur, die Hiebe schmerzen toll.
Weiß nur: jetzt sind die Hosen voll.

THALER:

Liebe Freunde, er war schon als kleiner, unbeholfener Knappe,
ein vorlautes Kerlchen, mit stets großer Klappe.
Ich kann’s jetzt erzählen, dass er es war,
dass der arme Mon Cherie bekam schlohweißes Haar!

Aber, Spaß und, Humor im Kreis der Gyssen,
liebe Freunde, wer möchte das missen?
Und selbst den Hägar diesen Trüben,
den muß man letztlich doch halt lieben.

Er ist wie er ist, nichts an ihm ist verformt,
er bleibt unser Hägar und stets ungenormt.

HÄGAR:

Lang her, dass wir Beide in unserer Jugend
Von Mon Cherie Fechten lernten (und Tugend).
Er hat immer strenge gesagt: Junge Leut'!
Haut drauf! Weil das Reych sich daran stets erfreut.

Und er sagte, wir sollten es öfters wagen,
Wer uns beleidigt, den muss man schlagen.
Im Duell, das den Rittersmann fordert und stählt
Wo er, wenn er schlau ist, den Gegner schwer quält.

Wir wollten bei Mon Cheries Lehren hier bleiben
Wie wir es gelernt, auch mal übertreiben.
Doch hätt ich den Thaler erschlagen heut,
Mir tät das am meisten wohl selber leid.