gegen Woller (317 Marpurgia Chattensis)

Der Schuppen

Nachdem der Knappe 146 des Reyches zu den Gyssen in einem Ausrittsbericht in der Weihnachtszeit die Marburger Wallotburg liebevoll einen „Schuppen“ genannt hatte, forderte der zufällig anwesende Marpurgia-Ritter Woller Genug-tuung und geriet so an ein Duell mit Gyssens Junkermeister Hägar. Das Duell wurde musikalisch ausgetragen.

1. Hieb

Leute hört, die Ursach’ sollt ihr wissen,
Die zu blut’gem Streite hat geföhrt.
Die den Frieden in der Burg der Gyssen
Und des Junkermeisters Schlaf gestört.

Hier der Junkermeister, Hägar heißt er,
Sitzt und tut getreulich seine Pflicht:
Seine Junker, Knappen unterweist er
Und er duldet Zank und Ärger nicht.

Eins vor allem bläut er mit der Knute
Seinen Schäfchen stets und immer ein:
Dass sie Wahrheit sprechen stets, mit Mute.
Und das Lügen aber lassen sein!

Dort der Woller aus Marpurgias Gauen:
Ach, er ist ein schwarzer Bösewicht.
Nur auf Stunk und Zank, Duell und Hauen,
Ist er stets und überall erpicht.

Und er neidet Hägar Ambt und Würden,
Pracht und Schönheit, Größe und Gewicht.
Ja, wer klein und hässlich steht im Schatten
Und auf andre fällt zu Recht Licht.

Und er sucht für einen Streit nach Gründen.
Pinkeln will er Hägar an das Bein.
Irgendetwas hofft er schon zu finden.
Halte, Woller, ein und lass das sein!

Als ein Knappe Hägars, jung und herzig,
Einst in Marpurgs Wallotburg einritt -
(’s war die Nummer hundertsechsundverzig
Und er war zum ersten Male mit) -

Und der dann zu Haus berichtet allen,
Wie ihn Hägar das zuvor gelehrt:
Dass ihm Marburgs Schuppen gut gefallen.
Woller hat’s, weil zu Besuch, gehört.

Und begeistert ruft er den Beambten.
Führt sich auf als wär’ das seine Pflicht.
Pön sei Hägars Knappen, dem verdammten.
Und die Wallotburg kein Schuppen nicht.

Kennt die Regel nicht für solche Fälle:
Zweikampf tut dem Knappen nicht gebührn.
Nein, sein Junkermeister tritt zur Stelle:
Hägar muss und wird die Fehde führn.

Hägar, lang in Marburg nicht gewesen,
Fährt und schaut: wie stellt die Burg sich dar?
Und alsbald kann man im Aushang lesen:
Jedes Wort des Knappen, das ist wahr!

Marburgs Burg war nämlich Panzerhalle.
Über’m Eingang deckt viel Grün sie zu.
Ist dort, unter mächt’gem Erdenwalle
Bio-Habitat für den Uhu?

Fenster fehlen. ’s gibt statt einer Pforte
Ein Garagentor, mausgrau lackiert.
Auch ein Panzer-Waschplatz ist vor Orte.
Das wirkt alles ziemlich betoniert.

Zwar scheint drin, ’s wird niemand überraschen
Auf die Sassen hell des Uhus Licht;
Aber überall sind alte Flaschen -
Dass man so zu Recht von „Schuppen“ spricht.

Hägar kommt daher zu dem Ergebnis:
Hundertsechsundvierzig hatte recht.
Wahr berichtet er von dem Erlebnis
Und die Wahrheit trotzt auch dem Gefecht!

Hägars Knappe lässt sich nicht beduppen!
Der geht fehlt, der ihn zur Lüge treibt:
Denn ein Schuppen bleibt nun mal ein Schuppen,
So wie Woller immer Woller bleibt.

Als Moral muss man darauf verweisen:
Das was wahr ist, kommt auch an das Licht.!
Durch Geschrei und alles Handschuhschmeißen,
Wird ’ne Burg aus einem Schuppen nicht.

2. Hieb

Der Woller der ist jetzt im Himmel.
Da nehm’n se jetzt auch solche Lümmel.
Der Petrus, der nimmt ihn sich gleich zur Brust:
„Was haste denn Hägar auch fordern gemusst?
Und verdirbst uns die Weihnachtszeit!

Wir nehm’n dich zu der Engelein Truppen.
Kommst du auch aus so’m Marburger Schuppen.
Da verzeiht man auch mal ’ne böse Tat
Und außerdem nehm’n wir jetzt auch Prekariat.
Darum darfst du, wenn du brav bist, hierher.“

Doch lass uns jetzt Frieden schließen.
Denn es weihnachtet, nicht nur in Giessen.
Da trinkt man besser den glühenden Wein.
Und lässt Zank und Streit und Krumpel sein.
Vertrag dich, Woller, mit mir!